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  • von Petra K. Gungl

12. Wiener Kriminacht


Pressekonferenz um 14.00 Uhr, ein Prunkraum im Hotel Imperial voller AutorInnen, Presse, Fotografen, den Veranstaltern vom Echo-Verlag und sogar einem Stadtrat, für Kultur und Sport, versteht sich.

Es wird Sekt gereicht - der um diese Zeit auch gleich mal flott ins Blut übergeht. Die Brötchen kommen zu spät, als dass sie sich schützend dazwischen werfen könnten. Das macht nichts, wir sind sowieso nur zum Applaudieren und Plaudern da. Und da gibt es viele KollegInnen zu begrüßen, die elfenhafte Melanie Raabe, die eloquente Eva Rossmann, ... - 50 AutorInnen machen mit, nicht alle haben es zur Pressekonferenz geschafft.

Das Event ist gut organisiert (okay, ein paar Autoren hatten keine Büchertische vor Ort, was für den Betreffenden eine komplette Katastrophe ist), hat gute Sponsoren und ist entsprechend beworben.

Folglich stehe ich nach Thriller-Bestsellerautorin Melanie Raabe vor vollem Saal und erzähle über mein Buch, lese vor, teile meine Leidenschaft. Adrenalin rauscht durchs Blut, jedenfalls angenehmer als Sekt, und meine Hände sind kalt.

In einem Augenblick steckst du tief in der Geschichte, im Schicksal deiner engsten, imaginären Freunde, die dich seit Jahren begleiten, im nächsten siehst du fremde Gesichter, die dich mustern.

Verstehen Sie, was mich bewegt?

Habe ich das, was mich sosehr umtrieb, dass ich es niederschreiben musste, in die richtigen Worte gefasst - zumindest für die Menschen, die heute hier sitzen, essen, trinken, lauschen?

Mancherorts wurde bereits postuliert, die Zeit der Lesungen sei vorbei - jedoch die vollen Kaffeehäuser der Kriminacht strafen diese Behauptung Lüge. Manch ein Leser mag denjenigen kennenlernen, der sich hinter der berüchtigten "gläsernen Scheibe" des Erzählers verbirgt. Möchte wissen, ob der Eindruck, den das Buch gemacht hat, mit der Realität übereinstimmt. Der Abgleich ist eigentlich nicht nötig, und doch hilfreich.

Denn, so meine ich, kein Autor kann sich hinter einer gläsernen Wand verstecken - alles was du schreibst, sagt etwas über dich aus.

Wer genau hinsieht, kann dich also erkennen.

Und meist hast du kaum etwas an.


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